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Das ganz normale verrückte Leben in Schweden

Nun ist es ja schon wieder ein Weilchen her, seit ich euch mit Informationen versort habe. Inzwischen war auch wieder einiges los. Angefangen von einem Fußmarsch durchs Moor bis hin zu brennenden Autos - dazu später mehr.


Am Sonntag vor zwei Wochen waren Saskia und ich im Store Mosse Nationalpark (klick) und haben uns somit eine Auszeit vom Lernen genommen. Beabsichtigt hatten wir, eine Wanderung von 12 km zu unternehmen, das wäre dann ja auch in zwei bis drei Stunden in normalem Tempo zu schaffen. Wir also dahin mit Saskias Auto, voll motiviert, und am Ende des Fußmarsches total im  Sand. Schlussendlich waren es nämlich knapp 20 km und eher 5 Stunden! Da war wohl etwas falsch angeschrieben, oder wir haben das falsch verstanden. Oder beides. Jedoch war die Landschaft schön. Auch wenn es gegen Ende hin eher langweilig wurde, da wir stets die selbe Natur gesehen haben. Hoch- und Niedermoor, Wald, Nadelbäume, Moos und offene Weiten. Wildtiere haben wir, bis auf ein neugieriges Eichhörnchen leider nicht gesehen.











... und plötzlich waren da Kühe ...
Zum Glück hat es hier in Schweden keine Berge und somit war unsere Wanderung eher in flachem Gebiet.

Am vergangenen Montag, den 26.9.2016, war vom Studentenradio (Radio K) der Jönköping University (JU) ein sogenannter "Mingle" - ein Treffen für alle Interessierten. Da mein berufliches Ziel ist, später mal in der Kommunikation in der Musik-Branche zu arbeiten, dachte ich mir, ich könnte mir das mal ansehen. Ich also hin, habe mir alles zeigen und erklären lassen und mich dann schlussendlich auf der Liste der Neumitglieder eingetragen. Das ganze ist ganz ungezwungen, wenn man Zeit hat, nimmt man mit einer Gruppe einen Podcast auf, wenn man länger mal keine Zeit hat wegen Hausarbeiten und Lernen, ist es auch nicht tragisch. 
Themen über die wir sprechen wollen im Podcast können wir uns selbst aussuchen, solange diese politisch korrekt, nicht rassistisch oder gegen Minderheiten gehen, aber das ist ja wohl jedem klar.
Man bekommt sogar Credit Points (immerhin, wenn auch nicht viel, dafür lernt man was fürs spätere Berufsleben) dafür, dass man mitmacht ;-) ... jedoch ist halt Voraussetzung, dass man mindestens vier Mal pro Semester einen Podcast macht, das ja jetzt nicht viel ist.
Nächste Woche findet eine Studio-Einführung statt, in der wir alles wichtige vom Radiostudio erklärt und gezeigt bekommen.
Hier die Website dazu: http://www.radiok.nu/  ; die Podcast werden im Nachhinein auf eine Plattform namens Mixcloud gestellt (wir senden nicht live): https://www.mixcloud.com/radiokjkpg/
Live wird anscheinend nur in der Weihnachtszeit an einem Tag und in der Nacht gesendet und zu wohltätigen Zwecken gesammelt. Anscheinend so eine Aktion wie das "Ö3 Weihnachtswunder".


Also dann, auf zu neuen Gewässern, Johanna goes Radio ;-)

Das wohl schokierendste Erlebnis bisher in Schweden war wahrscheinlich gestern Nacht. Ich liege schön im Bett, bin eh noch wach und höre erst einen lauten Knall. Da habe ich mir gedacht, nicht schooon wieder irgendwelche dummen Leute die Sachen gegen die Hauswand schmeißen. Dann kurz darauf kam der zweite Knall und dann auch schon der dritte. Sogar meine Fenster haben gewackelt von der Druckwelle.

Ich flugs also Licht an, wollte schon auf den Balkon raus, um denen runterzurufen, sie sollen das bitte seinlassen, und dann trifft mich der Schlag!
Auf dem nahe angrenzenden Parkplatz brennt es lichterloh, ein riesen Feuer, stinken tuts extrem, Leute laufen auf die Straße (natürlich Schaulustige, wie überall, wenns was zu glotzen gibt...), überall wird gerufen. Meine erste Handlung war, überall im Appartment sofort die Fenster zu schließen und das erste Mal in meinem Leben das anzuwenden, was einem bei Feuerproben immer wieder eingetrichtert wird: Macht Handtücher nass und legt sie an eure Türen und Fenster, damit kein Rauch und Gestank rein kommt. Gestunken hat es trotzdem! Glücklicherweise hatten wir von unseren Vormietern noch einen Raumspray im Schrank stehen und konnten somit den Gestank im Appartment ein wenig eindämmen. Nun weiß ich, wie es ist, wenn man irgendwo drinnen ist und der Rauch gegen die Fenster drückt...Ein sehr beißender Geruch und man fängt sehr schnell an zu husten, weil es im Hals bereits kratzt. Kurz darauf kam auch schon die Feuerwehr und hat das Feuer gelöscht.
Geschlafen habe ich diese Nacht nur wenig.


Saskias Auto steht nämlich auf dem selben Parkplatz und ich stand über Whatsapp mit ihr in Kontakt - sie wohnt ein Stock über mir. Ich versuchte, sie zu beruhigen und wir wollten uns die Situation am nächsten Morgen, also heute, bei Tageslicht genauer ansehen und ihr Auto abchecken.
Das ist wahrscheinlich eine der dunklen Seiten Schwedens. Irgendwie beängstigend, dass man anscheinend nirgends mehr sicher ist, aber auf der anderen Seite scheint das hier in R
åslätt der ganz normale Wahnsinn zu sein. Diese Wohngegend ist ja schon ein bisschen als Ghetto bekannt aufgrund der hohen Migrantenanzahl.
Saskias Auto geht es übrigens gut, bis auf eine Schramme am hinteren rechten Kotflügel. Da ist wohl was dagegen geschleudert von der Explosion. Wir werden jetzt heute Nachmittag bei der Studentenrezeption fragen, was man machen kann und dann weiter zur Polizei und Autowerkstatt. Sie hatte wohl Glück im Unglück, da sie direkt gegenüber der brennenden Autos geparkt hatte, geschützt und getrennt nur durch eine Steinmauer!

Auf dem Parkplatz stinkt es immer noch extrem. So wie es aussieht, hat zuerst nur ein Auto gebrannt und das Feuer griff danach auf das links und rechts daneben stehende Auto über. Vom mittleren Auto ist nicht mehr viel übrig. Sehen kann man nur, dass alle drei ein schwedisches Kennzeichen hatten. Ich frage mich nur, ob ein Auto von alleine mitten in der Nacht anfangen kann zu brennen oder sogar zu explodieren, oder ob hier nachgeholfen wurde...


Nicht gerade billige oder alte Autos, nein. Ein BWM und ein Volvo.
Was das in der Mitte mal war, habe ich keine Ahnung ;-)
...auf jeden Fall scheint es mal rot gewesen zu sein...

...wahnsinnig viel ist nicht mehr übrig ...
Saskias silberner Flitzer nur durch die Mauer getrennt.
Mich wundert ja, dass ihre Scheiben noch ganz sind.
Glück im Unglück.
Verstreut liegen überall Scherben, Reifenteile und andere kleine Teilchen

Ansonsten,... ich schreibe fleißig an meiner Hausarbeit, versuche mich an meinen Plan zu halten und jedes Mal wenn ich merke, dass ich unruhig werde oder mich gestresst und genervt fühle, meditiere ich. Bisher war das glaube ich so jeden zweiten bis dritten Tag. Entweder morgens vor der Arbeit oder abends nach der Arbeit. Irgendwie hilft es mir, ruhiger zu werden, eine klarere Sicht zu manchen Dingen zu bekommen und je nach Thema mein Selbstbewusstsein zu stärken.




Soweit das Neueste von mir.
Inzwischen haben wir hier immer wieder mal (Niesel-)Regen, dunkel wirds am abend schon um ca. 18 Uhr und die Temperaturen liegen bei ungefähren 15 Grad Celsius. Ich würde mal sagen: Willkommen in Schweden! ;-)
Ich hoffe, ich habe euch mit meinem langen Blog-Eintrag nicht gelangweilt oder überfordert. Soll ich in Zukunft kürzer schreiben? 


Ich hoffe, euch geht es allen gut, ihr genießt jeden Tag, an dem ihr gesund aufstehen könnt und seid auch dankbar für die kleinen unscheinbaren Dinge im Leben. Gerade erst kürzlich habe ich in einer Schokoladen-Verpackung gelesen: "Mancher versäumt das kleine Glück, während er auf das Große wartet." (Pearl S. Buck)

In diesem Sinne, nur die besten Wünsche für euch und schöne Grüße, bis zum nächsten Mal, live und aus erster Hand aus Schweden ;-)

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