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Tampere

Tampere - was soll ich dazu sagen ... wenn ich ehrlich bin, zählt es nicht zu meinen Favoriten auf dem Roadtrip. Die Binnenstadt ist für mein persönliches Empfinden einfach nicht schön. Aber wann sind Industriestädte schon schön. Dreckig, laut,... 🙈Bitte verzeiht mir😆. Die alte Industriestadt liegt zwischen den beiden Seen, dem Näsijärvi und dem Pyhäjärvi und ist Finnlands drittgrößte Stadt.


Die Innenstadt ist sowohl durch ihre roten Backstein- und alten Fabrikshäuser als auch durch ihre Gebäude im Sozialistischen Klassizismus geprägt. Dieser Baustil wird auch Stalinistischer Klassizismus (oder abwertend Zuckerbäckerstil) genannt, wie ich jetzt dank Google weiß 😉.




Auf meinem Zwischenstopp in Tampere habe ich zwei Museen besucht - das
Moomin-Museum und das Nootti - Museum für die Finnisch-Russischen Beziehungen.

Vor dem Moomin-Museum in Tampere, (c) Johanna W.

Moomin-Museum

In Tampere gibt es das weltweit einzige Moomin-Museum über die kleinen süßen Troll-Figuren aus der Feder von der finnlandschwedischen Schriftstellerin und Künstlerin Tove Jansson

Im Museum finden sich viele Originalzeichnungen von Tove Jansson, wobei es mit interaktiven Installationen die gesamte Geschichte der Mumins erzählt. Ein Besuch lohnt sich für Groß und Klein. Auch wenn man die Mumins - so wie ich - nicht aus der eigenen Kindheit kennt - sie gehören zur Finnischen Tradition.



Die Mumins erinnern ein wenig an Nilpferde wobei die Hauptcharaktere Mumin und seine Eltern Muminmama und Muminpapa sind. Sie leben in ihrem schönen blauen Haus irgendwo in Finnland im Mumintal. Dessen Türen stehen immer für alle offen, die ein Zuhause suchen und sich wohl fühlen möchten. Egal welchen Alters, welchen Geschlechts, welcher Glaubensrichtung oder Herkunft. Die zugrundeliegenden Themen der Geschichten rund um die Abenteuer von Mumin soll den Kindern Toleranz, Weltoffenheit, Liebe, Stärke und Empathie vermitteln. Auf seinen Reisen und Abenteuern übersteht Mumin mit seiner Familie und Freund:innen verschiedenste Herausforderungen, die sie gemeinsam meistern und daran wieder persönlich wachsen. 

Nootti-Museum

Das "Nootti" war früher ein Stalin-Museum. Durch die geopolitischen Umstände schloss es 2024 und eröffnete nach einer umfassenden kritischen Neugestaltung erst im Februar 2025 unter neuem Namen und mit neuer Dauerausstellung mit neuem Fokus seine Pforten. Der Name bezieht sich auf die oft ausgetauschten diplomatischen Briefe bzw. "Notizen" und Korrespondenzen die zwischen Finnland und der Sowjetunion bzw. Russland und ihren Konsulaten versendet wurden. 
Heute zeigt das Museum den Krieg und den Frieden zwischen Finnland und der Sowjetunion, aber auch Gefangenenlager, die Unterdrückung in der Sowjetunion und die neuere Geschichte, darunter den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.



Es befindet sich im historischen Arbeiterhaus Tampere (1900), das ein wichtiger Ort für die finnische Arbeiterbewegung war. Darin fanden wichtige Veranstaltungen statt, wie den ersten allgemeinen Kongress der Landarbeiter im Jahr 1906 und verschiedene Konferenzen der Sozialdemokratischen Partei Finnlands. Historisch besonders interessant: In genau diesem Gebäude fand auch die geheime Konferenz der Sozialdemokratischen Partei der Arbeiter Russlands von 1905 statt, bei der Wladimir Lenin zum ersten Mal Josef Stalin traf. 

Betritt man das Gebäude, fühlt man sich fast wie in der Zeit zurück versetzt. Es ist echt beeindruckend schön innen - eben typisch in diesem sozialistisch, kommunistischen Arbeiterpartei-Stil. Irgendwie beschlich mich aber auch ein seltsames, bedrückendes, ehrfürchtiges Gefühl, in diesen gleichen Räumlichkeiten und Hallen zu sein wie die Menschen damals. Als ob gleich jemand um die Ecke marschiert kommt mit sozialistischen Parolen und mir Flugblätter in die Hand drückt oder mich gar verhaftet, aus welchem fadenscheinigen Grund auch immer - willkommen in meinem Kopfkino😄. Deshalb habe ich mich auch irgendwie nicht getraut, Fotos zu machen, als ob's illegal wäre 🙈...
Solche Gebäude kannte ich bisher nur von meinem Praktikums-Aufenthalt in Leipzig, wo das ganze jedoch bekanntermaßen auch noch einmal andere Ausmaße annahm. 


Beim Besuch des Museums wurde mir eigentlich erst wieder richtig bewusst, dass der Zerfall der Sowjetunion im Dezember 1991 noch gar nicht so lange her ist. 33 Jahre, um genau zu sein, denn ich wurde im Dezember 1991 geboren.


P.s. die vergangenen Tage hatte es hier im Süden Finnlands sage und schreibe 28°C. Wer hätte das gedacht. Wie ich kürzlich las, hatte es sogar in Lappland im Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi 32°C (siehe Temperaturanzeige links im Video). Da wird wohl auch Santa den roten Flausch-Mantel gegen die Badehose tauschen.


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