Akademikerin. Jung. Nach vier Monaten immer noch arbeitslos. Wie das sein kann? Sagen Sie es mir. Ein Großteil ist sicherlich der Corona-Pandemie / Corona-Krise geschuldet.
Während meiner mehrmaligen Arbeitssuche als junge (okay, "jüngere") Universitäts-Absolventin, bekomme ich unter anderem öfter zu hören, dass mein großer Nachteil die fehlende Berufserfahrung ist. Lassen Sie mich Ihnen sagen, es ist ein Teufelskreis!
Irgendwo müssen junge Absolvent*innen ja auch einmal mit der beruflichen Laufbahn beginnen. Unternehmer*innen schätzen langjährige Berufserfahrung, wir Bewerber*innen schätzen hingegen eine Chance und Vertrauen. Dass der erste Job nach dem Studium nicht immer ein Volltreffer sein muss, ist verständlich. Es kann sich zum Traumjob entwickeln, die Erfüllung des Lebens sein, oder das Sprungbrett in die Selbständigkeit. Welchen Weg für jemanden passt, kristallisiert sich mit der Zeit heraus.
Entscheiden sich zahlreiche
Unternehmer*innen für jemand anderen, dessen Profil noch genauer den
Anforderungen der Stelle entspricht, verstehe ich das auch. Jedoch würde mich
eine genauere Erklärung im Leben weiter bringen. Was mich sowieso weiterbringt,
sind Weiterbildungen, wie jene die ich kürzlich begann (Diplomlehrgang Social Media & Digital Marketing Management).
Wie können junge Absolvent*innen
exakt den Erwartungen eines Unternehmens entsprechen? Wollen wir überhaupt
passgenau entsprechen, oder uns unsere Individualität bewahren, um im Leben
auch glücklich sein zu können? Ist das nicht unser aller Ziel? Meines ist es
jedenfalls, denn das Leben ist definitiv zu kurz, um unglücklich zu sein. So
viel habe ich durch Rück- und Schicksalsschläge schon an Lebenserfahrung
gewonnen, obwohl ich erst 30 bin…oder werde.
Im Gespräch mit …
Was mich auch immer wieder
beschäftigt ist, die perfekte Antwort auf Fragen zu geben, die ich ohne
Psychologiestudium meist eh nur falsch beantworten kann.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Auf einer Ranch in Kanada ;-)…
Nun gut, vielleicht auch erst in 15 Jahren. In so unsicheren Zeiten wie diesen,
kann das doch niemand so genau beantworten, wenn wir nicht einmal für die
nächsten drei bis vier Monate planen können. Und auch nach einer Pandemie ist
diese Frage eher Dings… Ziele und Träume im Leben habe ich allemal.
Ganz ehrlich: Ich möchte in einem
Unternehmen arbeiten, bei dem ich die Chance habe, meine Fähigkeiten und
Talente einzubringen und weiterzuentwickeln. Ich möchte mein Wissen erweitern,
neue Projekte und Verantwortung übernehmen und gut im Team zusammenarbeiten.
Ich bin bereit zu lernen und neue Aufgaben zu übernehmen.
Wie gehen Sie mit herausfordernden Situationen und Menschen um?
Nun, wir versuchen doch alle
täglich, die beste Version unserer selbst zu sein, uns gegenseitig zu
unterstützen, und respektvoll und achtsam miteinander zu leben. Oder ist das
nur mein Bestreben? Sollten Fehler passiert sein, lernt man daraus und macht es
beim nächsten Mal besser.
Wie kam es zu dieser beruflichen Trennung? Was ist passiert?
Wie können Bewerber*innen dies
beantworten, ohne sich selbst zu disqualifizieren?
Es hat nicht mehr gepasst. Ich
hatte das Gefühl, an Grenzen gestoßen zu sein, also wurde es Zeit für eine
berufliche Neuorientierung. Ich suche eine Stelle mit mehr Verantwortung und
neuen Herausforderungen, bei denen ich mein Potenzial noch besser ausschöpfen
kann.
Wieso ist hier eine Lücke von vier(!) Monaten in Ihrem Lebenslauf?
Anscheinend dauert es so lange,
wenn nicht länger, als junge Akademikerin einen Job zu bekommen, der Spaß macht
und gleichzeitig angemessen bezahlt ist.
Ich finde, diese Frage ist grundsätzlich eher unangebracht und sollte nicht beantwortet werden müssen. Einen Seelen-striptease vor potentiellen neuen Arbeitgebern und bestenfalls noch die Psycholog*innen-Protokolle zu veröffentlichen, sollte keine Anforderung für eine neue Stelle sein. Außer beim nächsten Termin mit dem / der Psycholog*in des Vertrauens. Menschen haben Burn-Outs. Menschen kümmern sich um Angehörige. Menschen trauern. Menschen haben Träume. Menschen bilden sich weiter. Menschen reisen (außer in Pandemiezeiten). Menschen nehmen sich bewusste Auszeiten. Menschen achten auf ihre mentale Gesundheit!
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