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Selten aber wirkungsvoll

Künstler*innen und Musiker*innen trifft die Corona-Krise besonders hart. Sie sitzen seit Monaten mehr oder weniger zwangsweise zuhause, ohne oder mit nur wenigen Möglichkeiten auf öffentliche Gigs, Konzerte oder Aufführungen. Der Kultur- und Kreativwirtschaft geht es schlecht. Umsatzeinbußen Ende nie. Massen-Veranstaltungen sind verständlicherweise schwierig in Zeiten wie diesen. Digitale Wohnzimmer-Konzerte sind und waren vielfach die einzige Möglichkeit, doch noch vor (digitalem) Publikum spielen zu können. Das Geld bleibt dabei jedoch leider aus. Streaming bringt nur einen minimalen Bruchteil dessen, was z. B. Bands benötigen, um alle Mitarbeitenden vor und hinter der Bühne dennoch bezahlen zu können. Ganz abgesehen von den Künstler*innen selbst.

Foto: Johanna Walser (08/2016)

Johannes Oerding tat erst kürzlich auf seinen Social Media Kanälen hoffnungsvoll kund, dass er kommendes Jahr 2022 wieder auf Tour geht: „Unter welchen Bedingungen? Keine Ahnung.“ In der derzeitigen Pandemie-Lage könnte es jedoch auch ganz leicht der Fall sein, dass Oerding, Meyle, Joris und co. eben schon wieder nicht auf Tour dürfen und somit kein Einkommen generieren. Wer greift ihnen – meist Ein-Personen-Unternehmen – unter die Flügel? Live-Auftritte vor Publikum sind immer noch der beste Weg, um Menschen für seine Musik zu begeistern und direkt CDs, Schallplatten und Fanartikel zu verkaufen.

Öfter mal was neues 

Wieso ich auf dieses Thema komme? Ich hatte heute vor dem Lebensmittelgeschäft eine ungewöhnliche Begegnung. Eh cool. Selten, oder noch nie erlebt, aber anscheinend bringt’s was. Street-Marketing at its finest.

Zwei Bandmitglieder von „California Condor Music" sprachen Menschen vor dem Geschäft an und verkauften so ihre neuen CDs. „Entschuldigen Sie, sprechen Sie Englisch?“, war der Gesprächseinstieg mit den Platten in der Hand.

Sie sind eine Grunge/Metal/Rock/Hip-Hop Band aus Estland und derzeit offenbar in Europa unterwegs, um ihre neuen Platten auf den Markt zu bringen. Als Independent Band seit 2021, ohne Plattenvertrag bei den Big Playern oder sonstigen professionellen Marketing-Tätigkeiten, ist es bestimmt nicht einfach. Was neu ist, ist ihre Website. Ich fragte, ob sie auch auf Social Media vertreten sind und bekam zurück „Du findest uns da ganz einfach“. Ich – mega happy, weil ich mich wiedermal auf Englisch unterhalten konnte – fragte zugleich noch, was sie denn für eine CD wollen. Die Antwort: „Oh that’s totally random. You can give us five, or a million Euros, or a Ferrari, or a villa/mansion in Miami, that’s up to you”…Random indeed.

 

Produziert wurde die Platte in einem deutschen Record Studio in Leipzig, weil es in Estland anscheinend kein passendes oder anständig funktionierendes gibt.

Ich unterhielt mich dann noch eine Weile mit dem Musiker und kaufte ihnen schlussendlich eine CD ab: „Chapter I: White Horse“.

Auch wenn sie mit mir nicht den riesen-Umsatz machten, dachte ich mir, dass ich diesen Aufwand und die Bemühungen gerne unterstützen möchte. Auch California Condor Music (CCM) dürfen momentan keine Konzerte spielen, haben aber bereits Pläne für eine Europa-Tour, sobald dies wieder möglich ist.

Seine eigene Musik auf den Straßen an die Frau und an den Mann zu bringen, ist in Pandemiezeiten die einfachste Möglichkeit, von sich zu erzählen, sich bekannt zu machen und wohl CDs zu verkaufen. Vor allem wenn man noch eine unbekannte Indie-Band ist, die eher, sagen wir mal so, in einer Nische Platz gefunden hat, neben dem ganzen Mainstream.

Wieder zuhause angekommen, schob ich die Platte direkt in meine Stereo-Anlage – ja es gibt sie noch – und war gespannt was mich erwartet. Es ist nicht wirklich meine Musikrichtung, aber in ihrem Segment sind sie wahrscheinlich als gut zu bezeichnen, da kenne ich mich ganz ehrlich zu wenig dafür aus.

Wenn sich jemand anders für eine Platten-Kritik berufen fühlt, bitte immer gerne. Die Band ist – auf meine Nachfrage als Journalistin – offen für Presse-Anfragen und ist zu (fast) allem bereit, ob Statements, Interviews, Videos, oder ähnlichem.

Geschätzte Kultur- und Kreativwirtschaft

Was ich aus dieser Begegnung mitnehme ist, dass es Künstler*innen vielfach noch schwerer haben auf dem „Arbeitsmarkt“ und sie meist nur von Live-Auftritten und Merch leben und so nebenbei die gesamte Crew bezahlen müssen. Wenn man nicht gerade Oerding, Forster oder Santos heißt und regelmäßig im Deutschen Fernsehen zu sehen ist. Nicht umsonst gibt es #AlarmstufeRot in Deutschland: das Bündnis der einflussreichsten Initiativen und Verbände der deutschen Veranstaltungswirtschaft.

In diesem Sinne: Unterstützt Künstler*innen, geht auf Konzerte und Aufführungen, genießt den Moment, und schätzt die Arbeit der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Wenn es Corona zulässt, möchte ich 2022 jedenfalls auf mindestens ein Konzert gehen. Ins Auge gefasst habe ich Johannes Oerding sowie Gregor Meyle, die beide mMn. zu Deutschlands besten Singer-Songwritern zählen. Ehrliche „hand-made-Music“, die mit ihren Texten etwas zu sagen haben und wir sollten zuhören.

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