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Seaspiracy: Im Kampf gegen Überfischung, illegalem Fisch- und Beifang

Ein ganz gewöhnlicher Samstag im Leben des 30-jährigen Pauls. Eine herausfordernde Arbeitswoche liegt hinter ihm. Der Wocheneinkauf bei Adeg, Spar oder Sutterlüty steht an. Was soll in der kommenden Woche auf den Teller kommen? Darf’s Pasta mit Lachs oder ein Thunfisch-Steak sein? Also rein ins Auto, ab zum Supermarkt und raus in die Welt des Genuss und der Schlemmerei. Lachs aus Norwegen, Thunfisch aus dem südasiatischen Pazifik, Shrimps aus den USA und dem Golf von Mexiko. Globalisierung macht’s möglich. Ob’s nachhaltig ist? Ob die Thunfischdose tatsächlich Delfin-freundlich ist? Ob’s fair und moralisch vertretbar ist? Das sei dahingestellt. Man kann sich schließlich nicht um alle Probleme auf der Welt kümmern. Paul zieht sein Smartphone aus der Hosentasche um das Delphin-freundliche Logo auf der Thunfischdose zu googeln. …

(Photo: pixabay, moritz320)

 Seaspiracy öffnet Augen

…Am anderen Ende der Welt springen Delphine und Wale durch den in der Sonne glitzernden Ozean und erfreuen sich ihres Lebens. Gleichzeitig brechen frühmorgens Walfänger und industrielle Fischer zu einer neuen Jagd auf. Die 2021 von Kip Andersen produzierte Netflix-Dokumentation „Seaspiracy“ unter der Regie von Ali Tabrizi trifft den Nerv der Gesellschaft und ist derzeit einer der beliebtesten Filme bei Netflix weltweit. Sie zeigt die Umweltauswirkungen des industriellen Fischfangs, das Problem des Beifangs bedrohter Fischarten, Überfischung der Meere und liefert mehr als genug Diskussions-Stoff. Kip Andersen ist bekannt durch seine beiden bereits produzierten Dokumentar-Filme „Cowspiracy“ und „What the Health“

Tropische Regenwälder und Meere als CO2-Filter

Bisher sind viele davon ausgegangen, dass Tropische Regenwälder die größten Mengen an Kohlendioxid (CO2) aus der Erdatmosphäre filtern und in Sauerstoff umwandelt. Das stimmt so nicht ganz. Die größte natürliche Senke für Kohlenstoff sind unsere Ozeane. Viele Meereslebewesen wie Algen binden das Kohlendioxid. Ein Großteil davon sinkt auf den Meeresgrund und lagert sich dort ab. Kaltes Wasser kann dabei mehr CO2 aufnehmen als warmes. Vor allem in Polarmeeren wird so im Wasser gelöstes Kohlendioxid der Atmosphäre teils für sehr lange Zeit entzogen. In den Polarmeeren tummeln sich auch eine Vielzahl an Walen, für die die NGO Seashepherd mit allen Mitteln kämpf um sie zu schützen. Stellen Sie sich vor, ein schweres Fischernetz wird am Meeresgrund entlang gezogen, mäht alles Leben ab und wirbelt das auf Grund abgelagerte CO2 auf. Was über bleibt sind tote Meere ohne Sauerstoff-Lieferanten. Wenn die Meere sterben, so sterben auch wir Lebewesen.

 

Beifang als eines der größten Probleme im Fischfang

40 Prozent des globalen Fischfangs ist unbrauchbar oder undokumentiert. Beifang wird oft wieder ins Meer geworfen wobei die Überlebensrate wegen Sauerstoffmangel oder Traumata eher gegen Null läuft. Wie die NGO Seashepherd bekannt gibt, geraten an Frankreichs Atlantikküste pro Jahr bis zu 10.000 Delfine als Beifang ins Netz. Durch industriellen Fischfang sterben jährlich 300.000 Wale, Delphine und Tümmler-Wale, stündlich bis zu 30.000 Haie und bis zu fünf Millionen Fische pro Minute. Für ein gesundes Ökosystem sind jedoch gerade Haie und Delphine verantwortlich.

Nachhaltigkeitszertifikate stimmen nicht immer

Paul erkennt das Delphin-freundliche Logo auf der Dose und möchte, wenn dann, nur nachhaltigen Fisch essen. In Seaspiracy zeigt Ali Tabrizi jedoch, dass weder „Dolphin Safe“, noch “Marine Stewardship Council (MSC)” diese Sicherheit gewährleisten können. Auf die Frage, ob jede Thunfischdose auch tatsächlich Delphin-freundlich ist, gibt Mark J. Palmer vom Earth Island Institute, jene Organisation die sich um das Delphin-freundliche Logo kümmert, ernüchternd zu, dass das niemand garantieren kann. Erst einmal im Ozean, kann niemand mehr wirklich kontrollieren, wie der Fischfang vonstattengeht. Kontrolleure und Beobachter an Bord werden bestochen.

Sowohl das International Marine Mammal Projekt des Earth Island Institute als auch der MSC - Marine Stewardship Council – reagieren auf die Doku wie erwartet. Sie schützen Delphine und sind dafür verantwortlich, dass der Delphin-Beifang um 95 Prozent reduziert werden konnte. Ihren positiven Einfluss darauf, die Biodiversität in den Meeren zu erhalten und zu fördern würden auch die Vereinigten Nationen (UN) begrüßen und unterstützen.

Firschfarmen als Alternative?

Sind also kontrollierte Fischfarmen besser? Nicht unbedingt. Oft wird angenommen, dass Fische aus solchen künstlichen Farmen umweltfreundlicher sind als wilden Fischfang der natürlichen Population. Manche dieser Fischsorten werden sogar mit wild-gefangenem Fisch gefüttert. Hinter verschlossenen Türen, kann nicht alles gesehen werden. Wussten Sie, dass wild-gefangener Lachs eigentlich grau ist? Das chemische Futter erst lässt sein Fleisch schön pink werden.

Ein weiteres Problem bei Fischfarmen sind oft Schädlings- und Läusebefall. Lachse werden bei lebendigem Leibe von Parasiten aufgefressen. Jährlich sterben so Millionen von Lachsen, wenn sie nicht an Mangelerscheinungen oder Herzkrankheiten sterben.

Schwimmender Müllteppich in den Ozeanen

Die Fischernetze sind ein Hauptgrund für die riesige Plastik-Verschmutzung unserer Weltmeere. Nur 0,03 Prozent des Plastikabfalls im Meer sind Strohhalme. Weniger diskutiert wird der größere Anteil den Fischernetze und verlorene Ausrüstung ausmachen – Inklusive 46 Prozent der sogenannten „Großen Pazifik-Müllhalde“ im Nordpazifischen Ozean. Es muss nicht extra erwähnt werden, dass dies unglaublichen Schaden für das natürliche Meeresleben bedeutet.

Tödliche Sklavenarbeit

Wir alle haben bestimmt schon von sogenannten Blutdiamanten gehört. Umweltjournalisten berichten, dass „Blut-Shrimps“ jetzt ebenso ein großes Problem sind. Sie erzählen von Horrorszenarien mit Sklavenarbeit in Thailand, um ebendiese Shrimps, Garnelen und Krabben im Ozean zu fangen. Die Arbeiter werden missbraucht, mit Waffen bedroht und die Leichen derer im Tiefkühlfach an Bord aufbewahrt.

Mit all diesem Wissen und den erschreckenden Zahlen, dass wir jährlich bis zu 2,7 Trillionen Fische, also rund fünf Millionen Fische jede Minute fangen, müssen wir uns wirklich fragen, ob das Ganze in diesen Ausmaßen auch notwendig ist. Ist es möglich, ethisch vertretbar und umweltfreundlich Fisch zu essen? Die Produzenten und Regisseure von Seaspiracy verneinen dies deutlich. Die Doku mag übertrieben und überspitzt sein, doch sie regt jedenfalls zum Nachdenken an und löst Diskussionen über unseren Fischkonsum aus.

Paul steckt niedergeschlagen sein Smartphone wieder ein. Die Lust auf Fisch ist ihm vergangen. Bei ihm gibt es heute Gemüseauflauf und grüner Salat.

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